Wer feiert wie?
Feste und Bräuche in Europa

Am Sonntag vor Ostern verkleiden sich die finnischen Kinder als Oster-Hexen. Sie ziehen sich Kopftücher auf, malen sich Sommersprossen ins Gesicht und ziehen durch die Nachbarschaft. Mit dabei haben sie Weidenkätzchen-Zweige, die mit Bändern und Federn geschmückt werden. Außerdem tragen sie Körbe, in denen sie Süßspeisen oder Geldstücke sammeln.

Der Osterbrauch ist auch in anderen Regionen in ähnlicher Form verbreitet: im Rheinland, in der bayerischen Oberpfalz, in Bayern, in Südtirol, in vielen Regionen von Österreich, auf dem Balkan, in der deutschsprachigen Schweiz, in Luxemburg und in Teilen von Schweden verbreitet.

In den Niederlanden und Belgien feiern die Menschen „Sinterklaas“. Sinterklaas ist Niederländisch für St. Nikolaus, eine an den historischen Nikolaus von Myra angelehnte Gestalt. Er wird mit Bischofsmütze und Stab dargestellt – und bringt in den Niederlanden am 5. Dezember und in Belgien am 6. Dezember den Kindern ihre Geschenke. Übrigens geht der amerikanische Name Santa Claus auch auf Sinterklaas zurück, der von niederländischen Einwanderern „mitgebracht“ wurde.

Um Zwölf Uhr in der Silvesternacht dreht sich in Spanien alles um die zwölf „Weintrauben des Glücks“. Zu jedem Glockenschlag soll eine dieser zwölf Weintrauben verspeist werden, möglichst auf die Sekunde genau. Dabei kann man sich jedes Mal etwas wünschen. 

Weil sich immer viele Menschen an den Trauben verschlucken, schlagen die Glocken des "Casa-de-Correos"-Uhrturms in Madrid nur noch alle drei Sekunden. So können sich alle in Ruhe etwas wünschen, ohne dass ihnen die Trauben im Hals stecken bleiben.

Am 17. März ist Grün die Farbe der feiernden Iren in aller Welt; in Chicago z. B. wird am Saint Patrick’s Day sogar der Chicago River (mit Pflanzenfarben) grün eingefärbt. Der St. Patrick’s Day ist der Gedenktag des irischen Bischofs Patrick, der im 5. Jahrhundert lebte und als erster christlicher Missionar in Irland gilt.

In Österreich, Ungarn, Slowenien und Kroatien ist es Brauch, den sogenannten „Barbaraweizen“ am 4. Dezember (dem Tag der Heiligen Barbara) anzulegen. Dieser Brauch zeigt, wie wichtig Getreide für Menschen ist. Bis zum Heiligen Abend ist der Barbaraweizen dann gekeimt und zu einem dichten grünen Busch herangewachsen. Er wird mit einer Kerze geschmückt.

Die „Festas de São João“ in Porto im Norden Portugals steckt voller besonderer Bräuche: In der Nacht des 23. Juni (Vorabend des Johannistags) wird gefeiert, indem man andere Menschen mit Lauchstangen auf den Kopf schlägt. Frauen schlagen Männern sanft mit kleinen Zweigen Zitronenmelisse ins Gesicht. Außerdem schenkt man sich gegenseitig kleine Töpfe mit Basilikum und steckt noch ein Gedicht dazu. 

In Frankreich entstand schon im 16. Jahrhundert die Tradition, Maiglöckchen zu verschenken. Damals wurde das Fest der Liebe nicht am Valentinstag, sondern am 1. Mai gefeiert. Auch heute schenkt man sich einen kleinen Strauß Maiglöckchen -  und wer ein Maiglöckchen mit 13 Glocken findet, soll im kommenden Jahr sogar besonderes Glück haben.

Ende August findet im Rahmen der Stadtfeier von Buñol in Spanien eine große Tomatenschlacht, die „Tomatina“ statt, bei der sich Einheimische und Touristen mit überreifen Tomaten bewerfen.

Auf dem zentralen Platz, der „Piazza del Campo“ in Siena, Italien, findet jedes Jahr im Sommer zwei Mal ein wildes Pferderennen statt, bei dem die 17 Stadtteile Sienas gegeneinander antreten. Die Rennen sind die wichtigsten kulturellen Ereignisse der Stadt.

Die Weihnachtstage sind für die Menschen in Litauen die wichtigsten Tage im Jahr. Da bis zum 25. Dezember gefastet wird, gibt es an Heiligabend kein Fleisch. Stattdessen isst man Fischgerichte, Pilze, Rote-Beete-Suppe, Herings- und Kartoffelsalate sowie Gebäck. Außerdem wird unter der Tischdecke Stroh ausgelegt, das an Jesu in der Krippe erinnern soll. Jedes Familienmitglied zieht während des Essens einen Halm hervor. Ist dieser besonders dick, wird man dem Glauben nach im folgenden Jahr mit Wohlstand und Glück gesegnet. 

Der Karneval ist die berühmteste Attraktion der belgischen Stadt Binche. Er wurde 2003 sogar von der UNESCO als Meisterwerk des immateriellen Kulturerbes der Menschheit anerkannt. Einen „Gille“ erkennt man am Gewand in den belgischen Nationalfarben, der mit Stroh ausgestopften Bluse, den Schuhen aus Holz und einem Korb mit Blutorangen.